Lebertoxische Naturmedizin

Praxis-Depesche 11/2000

Akute Hepatitis durch Heilkräuter

Heilpflanzen sind nicht immer eine sichere und wirksame Alternative zu synthetisch-chemischen Arzneimitteln. Fallberichte zeigen, dass Immergrüngewächse und Blütenpollen akute Leberentzündungen verursachen können.

Eine 33-jährige Frau, die einige Monate lang täglich zwei Löffel reine Blütenpollen eingenommen hatte, klagte über episodisch auftretende stechende Bauchschmerzen. Hinweise auf Hepatitis-Risikofaktoren (Bluttransfusion, Fernreise, Drogen, Alkohol) waren nicht nachweisbar. Die Laborbefunde wiesen jedoch auf ein entzündliches Geschehen in der Leber hin. Nach Absetzen der Blütenpollen verschwand die Symptomatik, und nach sechs Wochen hatten sich die Laborparameter normalisiert. Bei einem 69-jährigen Mann, der täglich 14 Tabletten einer Blütenpollen-haltigen Kräutermischung (mit Wirkstoffen des Kreosot-Strauchs) eingenommen hatte, entwickelte sich eine sechs Wochen anhaltende Symptomatik mit Pruritus und Schwindel. Die Beschwerden verschlechterten sich; es kam zu Anorexie, Gewichtsverlust und Gelbsucht. Die Laborbefunde wiesen auf eine akute Hepatitis hin. Nachdem die Kräutermedikation abgesetzt worden war, besserten sich die Beschwerden. Nach acht Wochen waren die Leberwerte im Normbereich und der Patient asymptomatisch. In beiden Fällen wurde von lebertoxischen Nebenwirkungen der Naturheilmittel als Hepatitisursache ausgegangen. Insbesondere NDGA (Nordihydroguaiaretsäure), ein Wirkstoff der Kreosot-Pflanze (Larrea tridentata), gilt als lebertoxisch. Darüber hinaus sind auch für Germander (Teucrium chamaedrys) sowie verschiedene chinesische Kräutermixturen leberschädigende Effekte nachgewiesen worden. (EJW)

Quelle: Shad, J.A.: Acute hepatitis after ingestion of herbs, Zeitschrift: SOUTHERN MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 92 (1999)

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x