Verbesserung von Hyperaktivität und Impulsivität

Naturmedizin 4/2018

Akupunktur kann als Zusatztherapie bei ADHS hilfreich sein

Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) stellt Eltern, Lehrer, Ärzte und Therapeuten vor besondere Herausforderungen. Nicht medikamentöse Therapien werden dringend gesucht. Akpunktur könnte eine solche Therapie für Betroffene sein.
Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit sind die charakteristischen Symptome der Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung ADHS. Schätzungsweise 3 bis 12 % aller Kinder und bis zu 3,1 % der Erwachsenen sind davon betroffen. ADHS wirkt sich negativ auf verschiedene Aspekte des kindlichen Lebens aus. Beziehungen, die Bildungsleistung und die Lebensqualität werden deutlich beeinträchtigt.
Auch erwachsene ADHS-Patienten leiden unter der Störung, sie haben häufig Probleme im Berufs- und Privatleben. Dies hat durchaus wirtschaftliche Folgen, denn im Vergleich zur gesunden Bevölkerung sind ADHS-Patienten schlechter (aus)gebildet und wechseln oder verlieren häufiger ihren Arbeitsplatz.
 
Der Stand der Forschung
 
Die Notwendigkeit, neben Medikamentengabe nach weiteren Behandlungsmöglichkeiten zu suchen, liegt auf der Hand. Fatemeh Moharreri und ihre Kollegen der Mashad University im Iran sehen bezüglich ergänzender Methoden und psychosozialer Medizin bei ADHS einen erhöhten Forschungsbedarf, diese Themen seien bislang vernachlässigt worden.
Außerdem äußern immer mehr Eltern Bedenken über die Gabe von Medikamenten wie Methylphenidat (MPH, Handelsname Ritalin) oder Dexamphetamin.
Moharreri et al. wählten für ihre doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte klinische Studie die Akupunktur als eine risikoarme, kostengünstige traditionelle Behandlungsmethode mit guter Evidenz in vielen Bereichen. Aber bisher liegen noch nicht genügend Anhaltspunkte zur Wirkung der Akupunktur bei ADHS vor (Li S et al., The Chochrane Library 2011).
In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden die Symptome der ADHS auf eine Unausgeglichenheit zwischen Yin und Yang und Störungen von Herz, Nieren und Milz zurückgeführt. Eine Behandlung mit TCM zielt auf eine Ausgeglichenheit dieser Systeme ab und ist individuell und komplex.
Vielleicht konnten auch deshalb einige Studien keinen positiven Effekt der Akupunktur bei ADHS zeigen (Wang Z et al., Chin J Inf TCM 2006; Tiequ C et al., Chin Acupuncture Moxibustion 1 1999).
Jedoch gibt es auch positive Ergebnisse. Eine Studie zeigte, dass eine Elektroakupunkturbehandlung in Kombination mit einer Verhaltenstherapie zu besseren Ergebnissen führte als die Verhaltenstherapie allein (Li S et al., Complement Ther Med 2010), und eine Metaanalyse aus dem Jahr 2011 fand begrenzte Hinweise auf die therapeutische Wirkung der Akupunktur auf ADHS (Lee MS et al., Chin J Integr Med 2011).
 
Die aktuelle Studie
 
Die 59 Studienteilnehmer waren Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren mit einem Durchschnittsalter von zehn bis 13 Jahren, davon war der Großteil (52 Teilnehmer) männlich. In die Versuchsgruppe wurden 31 Kinder, in die Kontrollgruppe 28 Kinder eingeteilt. Alle Patienten hatten eine ADHS-Diagnose nach DSM-5-Kriterien und wurden mit 0,3 bis 1mg/kg Methylphenidat (und manchmal noch zusätzlich mit Clonidin) behandelt.
Die Patienten der Akupunkturgruppe erhielten drei Sitzungen á 40 Minuten pro Woche über vier Wochen, also insgesamt zwölf Akupunkturbehandlungen. Die Probanden lagen je 20 Minuten in der Rückenlage und 20 Minuten in der Bauchlage, und es wurden 19 verschiedene Akupunkturpunkte (teilweise bilateral) behandelt. Diese waren:
BL 18, BL 20, BL 23, NI 3, LE 3, MI 6, LE 4, NI 17, NI 12, Du 20, Du 24, Yin Tang.
Die Patienten der Kontrollgruppe erhielten dieselbe Prozedur, allerdings mit Schein- akupunktur, die Nadeln wurden neben den Akupunkturpunkten platziert.
Die Behandlungsergebnisse wurden mittels ADHS-Rating-Skala-IV, ausgefüllt von den Eltern, und der CPT (CPT=Continuous Performance Test, kontinuierlicher Aufmerksamkeitsleistung) gemessen.
 
Vielversprechende Ergebnisse
 
Die Untersuchung in Woche 3 zeigte, dass die Akupunktur im Vergleich zur Scheinakupunktur eine signifikante Verringerung auf der ADHS-Rating-Skala bewirken konnte. Auch die Symptome Hyperaktivität und Impulisivität waren bei Patienten der Akupunkturgruppe deutlich besser als bei denen, die nur Scheinakupunktur erhalten hatten.
Das Aufmerksamkeitsdefizit konnte allerdings nicht gebessert werden. Die Ergebnisse rechtfertigen weitere Studien mit größerem Stichprobenumfang und längerer Nachbeobachtung.
Quelle: Moharreri F et al.: Efficacy of adding acupuncture to methylphenidate in children…EJIM 2018; 22: 62–68
ICD-Codes: F90.0

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